ls Hillebrand Domina in Heiningen war, hatten die Klosterleute schwere Zeiten.
Sie war argen Gemüts und hatte ihre Lust daran, den Nonnen und Instleuten ein
böses Kreuz zu sein. Am meisten aber kränkte sie sie damit, daß sie
das Sprüchlein kannte: "Eine fette Küche macht einen mageren Beutel",
und ihnen deshalb tagaus, tagein, Jahr um Jahr nichts anderes auf den Tisch bringen
ließ als sauren Kohl. Das ist ein gutes und nahrhaftes Gericht, aber auf die Dauer
ißt man es sich über. Darum atmete alles auf, als sie ihre Augen zum letzten
Schlummer schloß, und selbst der gutmütige Probst konnte in seinem Herzen keine
rechte Trauer erwecken.
Aber die Freude über den Abgang der Hillebrand sollte nur von kurzer Dauer sein. Kaum
war sie beigesetzt, als in der Nacht ein Spuken begann, daß die Nonnen samt dem Probst
hören und sehen verging. Der Nachtwächter sah den Spuk auf dem Wirtschaftshof, wo
Wagen und Pflug durcheinander geworfen und mit Eggen und Schleepen Unfug getrieben wurde,
und erkannte in ihm die verstorbene Hillebrand. Da ließ der Probst sofort einen Jesuitenpater
holen damit der den Geist bannte. Dieser rückte in der Nacht dem Gespenst mit kräftigen
Beschwörungen auf den Leib, aber das meckerte nur und höhnte: "Du kannst mich nicht
bannen! Soll ich dir sagen warum?"; Der Pater begehrte jedoch von dem Geist nichts weiter
zu hören und entwich.
In der folgenden Nacht versuchte ein anderer Jesuit sein Heil. Als er mit der Beschwörungsformel
begann, schrie Hillebrand wiederum: "Du kannst mich nicht bannen!"; Der Pater fragte:
"Warum denn nicht?"; "Weil du einmal auf dem Weizenfelde die Ähren mit den Füßen
getreten hast!" Da mußte auch dieser Pater entweichen. Darauf versuchte der dritte Pater sein
Heil. Auch diesen verspottete sie und sagte: "Du kannst mich nicht bannen, weil du als kleiner Junge
deiner Mutter ein Ei genommen hast!" Der Jesuitenpater antwortete ihr: "Das habe ich leider
getan. Aber ich habe das Ei verkauft und für das Geld Papier und Tinte erstanden und auf das Papier
das Wort Gottes geschrieben." Da begann Hillebrand zu wimmern und herzzerreißend zu winseln.
Der Pater beschwor sie, und bannte sie in den Bruch in einen alten Stuken. Hier sitzt sie heute
noch.
Karl Spintig
Diese Sage ist folgenden Kategorieen zugeordnet:
Diese Sage ist folgenden Orten zugeordnet:
|