ibt es in der heimischen Flora noch einen zweiten Strauch, der in unserem Volksleben eine
so vielseitige Rolle spielt wie der Holunder? Schon seine landschaftlich sehr verschiedenen
volkstümlichen Namen weisen auf seine Bedeutung hin. Bei uns heißt er Ellhorn oder
Alhorn, sonst auch Fleedern, Keiliken, Klenkernbusch oder Keilinkenboom.
Die Bezeichnung Holler oder Holunder wird vielfach von dem Namen der Göttin Holler,
besser bekannt unter dem Namen Freya, abgeleitet und verschafft dem Strauch ein besonderes
Ansehen. In germanischer Zeit galt der Holunder als Wohnsitz dieser Göttin. Wo ihr
Schutz und Beistand erwünscht war, pflanzte man ihn und ließ ihm liebevolle Pflege
angedeihen.
In christlicher Zeit galt der Holunder weiter als Wohnung gut gesinnter Geister, der
"guten Holden". Man opferte ihnen, wie zuvor der Göttin, indem man die Wurzeln
mit Milch tränkte. Der Strauch fand seinen Platz am Hause oder doch in seiner Nähe
und schützte die Bewohner vor Unglück und böser Krankheit. Auf der Schneise
zwischen Grundstücken bewahrte er die Anlieger vor "Falschheit" und häßlicher Zauberwirkung".
Wie fest solcher Glauben im Volke wurzelte und wie lange er überliefert wurde, belegen
Nachrichten aus dem vorigen Jahrhundert. Noch um 1850 verbrannte man Holunderholz nicht in der
eigenen Wirtschaft, weil nach dem Volksglauben sonst das Vieh krank werden, wohl gar eingehen
müsse.
Ausdruck dieses Volksglaubens ist auch der Anruf des Strauches und seiner holden Bewohner zur
Beschwörung und als Sympathiemittel. Man wähnte in dem Strauch solch heilsame
Kräfte, daß man Krankheiten auf ihn übertragen könne.
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